Konzertbericht zu Tesla im Z7 Konzertfabrik, Pratteln · 10.06.2014
Feuer im Arsch
Wer braucht Speed, wenn man Groove haben kann? Tesla sind ein Paradebeispiel für das alte (und wahre) Klischee, dass Geschwindigkeit nicht alles ist.
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Leider habe ich die Vorband verpasst. Es war allerdings nicht, wie hier angegeben und auch ursprünglich geplant, Danger Danger, sondern Maxxwell aus Luzern. Gut unterrichteten Kreisen zufolge waren sie sehr gut.
Im Vergleich zum Tag davor (Slayer und Anthrax) ist das Z7 geradezu leer. Nein, leer ist übertrieben, die Halle ist bestimmt zu drei Vierteln gefüllt, aber man steht sich nicht auf den Füssen rum und kriegt nicht die Haare des Vordermanns ins Gesicht, ohne ausweichen zu können.
Richtig zum Headbangen geeignet ist die Tesla-Musik aber ohnehin nicht. Nein, mitwippen und tänzeln passt besser zu dem bluesgeschwängerten, groovenden und extrem melodiösen Hard Rock. Mich wundert schon nicht, warum die Typen damals Ende Achtziger, Anfang Neunziger ausserhalb der Vereinigten Staaten kommerziell kaum einen Fuss auf den Boden gekriegt haben: Stilistisch gehören sie meiner Meinung nach noch fast in die Siebziger. Mehr als einmal fühle ich mich an die grossen Southern Rock-Bands erinnert – ellenlange Gitarrensoli und –duelle, ausgiebige Akustikgitarrenpassagen, und ganz generell eine sehr entspannte Attitüde.
„Entspannte Attitüde“ heisst aber nicht, dass Tesla nicht rocken können. Diese Wucht, die hier rüberkommt! Der Wumms, den Troy Luccketta mit diesem Mini-Drumkit entfaltet, bläst einem glatt den Magen die Speiseröhre hoch. Brian Wheats Bass drückt ihn postwendend wieder runter. Und bei den Gitarrenlinien von Frank Hannon und Dave Rude klappt mir dann die Kinnlade weg. Nach Konzertende muss ich mich erstmal wieder sammeln. Zusammensammeln, versteht sich. Ja, es ist laut, aber glasklar und differenziert, und das Ohrenklingeln bleibt aus.
Schnellere Songs haben Tesla zwar einige im Katalog, aber gespielt werden nur zwei oder drei. Bei so viel Power und Feuer braucht man auch keine Geschwindigkeit, um massiv Arsch zu treten. Dieser Meinung ist auch Jeff Keith, der Sänger: „We’re kickin‘ some aaaass tonight!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Foto © Roman Friedrich